Raus auf den Balkon!
Manchmal, da fragt man sich tatsächlich, wozu so ein an sich adrettes und wohlproportioniertes Haus einen Balkon nötig hat. Häufig wird er dann in der Praxis noch dazu überhaupt kein kleines bißchen verwendet. Als ich klein war, haben wir einen Balkon mit geradezu riesenhaften Ausmaßen gehabt. Gerne erinnere ich mich daran, wie ich zur Leihbücherei in die Stadt geradelt bin, mir eine ordentliche Portion Lesestoff ausgeliehen habe – um mich sodann genüßlich auf die auf dem Balkon (oder sollte es heißen: über dem Balkon?) aufgespannte Hängematte niedergelassen habe, hin und wieder, man errät es vielleicht, mit einer kleinen Schleckerei ausgerüstet. Im Hochsommer war es geraten, den Ort erst dann aufzusuchen, wenn schon schön Schatten vorhanden war. Mitunter war ein Blick in den Nachbargarten die Sache wert, Literatur muß doch nicht unbedingt in einem reißenden Happs verschlungen werden. Besonders, wenn sich unten gerade hübsche Mädchen tummeln und/oder bräunen lassen.
Raus auf die Terrasse!
Schreitet man ebenerdig wacker voran, findet man sich womöglich eines Tages auf einer rustikal in die Gartenlandschaft hineinragenden Terrasse wieder. Günstige Gartenmöbel gibt es dort unter Umständen zwar keine, am meisten zählt aber sowieso der möglichst unbeschwerte und unbeschränkte Blick auf das sich darbietende grüne beeichte und beteichte Paradies. Im Garten herrscht, vom Garten her grüßt die Gartenlandschaft, auf der Terrasse herrscht die Terrassenlandschaft. Wie leicht läßt man sich verwirren und ins Bockshorn jagen! Während massenweise Gartenmöbel auf Terrassen plaziert werden, kommt kaum jemand auf die Idee, Terrassenmöbel in den Garten zu bugsieren. Vielleicht ist die Sache aber sogar schlimmer als gedacht: Wäre es denkbar, daß im einschlägigen Fachhandel unseres Vertrauens gar keine Terrassenmöbel ANGEBOTEN werden? Weil sich dieser Begriff noch gar nicht eingeprägt und durchgesetzt hat?
Rein in den Garten!
Aber kann man denn ewig nur gucken, ohne jemals zur Tat zu streiten? Nein, das würde ja niemand aushalten. Dazu hat man ja schließlich seinen Garten oder auch nur sein Gärtlein. Um darin herumwerkeln, Löcher zu graben und diese nach angemessener Zeit wieder zuschütten zu können, um mit liebevoller Hand und von langer Hand vorbereitet Samen und Setzlinge ausbringen und die wohlverdiente Ernte an Gemüse und Obst einbringen zu können. Hier etwas eintopfen, dort etwas austopfen, da etwas abstückeln, dort etwas anstückeln zu können. Es macht einfach Freude, die Hemdsärmel aufzukrempeln und sich an die Arbeit zu nehmen. An jene nämlich, die man sich zuvor vorgenommen hat. An jene, die einem nötig und vorrangig und vielversprechend erscheint.
Rein in die grüne Pracht!
Eintauchen in die Pflanzenwelt – wer wollte das nicht? Wenn man nicht gerade zu jenen zurückhaltenden, vorsichtigen, nachdenklichen fragilen Wesen gehört (um nicht zu sagen: zu jenen passiven, bequemen, arbeits-, erd- und wasserscheuen, die ihre Zeit lieber in der sicheren Entfernung verbringen und die anderen mit gut dosierten nützlichen richtungsweisenden Ratschlägen und belegten Häppchen versorgen. So oder so bleibt es einem unbenommen, sich zu ergötzen.